GONE LOVER : Geliebte oder können wir Freunde sein?
G O N E _ L O V E R _ ich würd dich gern wiedersehen. fragen, wie es dir geht. wissen, wie du fühlst. wir haben einst gemeinsam gefühlt. geliebt und gelacht. wir waren uns so nah und nun stirbt unsere liebe täglich einen kleinen tod zwischen sehnsucht, hoffnung und bewusst werden, dass wir nicht mehr sind. wir entfernen uns. von fremden werden wir wieder zu fremden. an einem morgen aufgewacht und aus dem leben des anderen gelöscht. als wären wir nie gewesen. wie gern würde ich dir sagen, dass du fehlst. wie gerne würde ich dir all die neuigkeiten erzählen, wieder mit dir lachen. einfach dem impuls nachgeben und diese nachricht senden. ich lösche sie, zum dritten mal. genau so wie die nächsten nachrichten, die ich schreiben und nicht absenden werde. papier ist ein geduldiger zuhörer. meine worte nicht verloren, solange ich sie nicht absende. 🖤 #brokenmirror
Es sind Wochen vergangen, nein, sogar Monate und dann sitze ich dir gegenüber und sehe dich an. Wir kommen zusammen, wie wir auseinandergegangen sind, verletzbar und unsicher. Nach unserer Trennung habe ich eine Mauer gebaut. Mein Schmerz war ein fleißiger Maurer. Stein für Stein hat er gestapelt, um mich vor dir zu schützen, vor uns, vor mir, vor einem erneuten Zusammentreffen. Den letzten Stein ließ ich ihn nicht setzen, denn du warst auf der anderen Seite und hast mich angesehen.
Und nun sitzen wir hier, blicken uns wieder tief in die Augen und tasten uns voran. Ist es ein zueinander oder ein aneinander vorbei? Ich weiß es nicht, ich weiß noch nicht einmal, welchen Weg ich nun gehen werde. Ich setze den ersten Schritt und frage dich, wie es dir geht. Du erzählst mir das eine und das andere, einmal mit mehr und dann wieder mit weniger Enthusiasmus. Und ich fühle, dass ich all das nicht deuten kann, wie schon vor Monaten. Ich konnte dich nie deuten. Ich habe dich gesehen und gefühlt aber ich wusste nie, was du wirklich denkst. Ich glaube nach wie vor fest daran, dass du vieles von dem, was du mir gesagt hast und was du gezeigt hast, auch wirklich so meintest. Ich will es auch heute gar nicht mehr hinterfragen. Ich will dich und dein Dasein nicht hinterfragen. Alles hat seinen Grund und dass wir hier sitzen wahrscheinlich auch. Während du erzählst und Wortfetzen meine Gedanken kreuzen, bin ich ganz bei mir. In mir. Zurückgezogen und wie ein verwundetes Tier. Noch immer bereit meinem Instinkt zu folgen und dich bei der nächsten Gelegenheit anzugreifen. Bereit zu töten bevor du nur die Chance dazu hast mir wieder wehzutun. Ich atme ein und aus, lasse die Angst gehen und will mir und uns nicht im Weg stehen. Nicht wieder in alte Muster verfallen. Und während ich Ruhe in meine Gedanken bringen will, überschlagen sie sich regelrecht während deine Worte wie ein Wasserfall auf mich einstürzen.
Können wir Freunde sein? Geliebte? Können wir uns verzeihen? Wird uns unsere Zukunft verzeihen? Es sind Minuten vergangen, vielleicht auch schon Stunden, vieles wurde gesagt und doch hat sich eines nicht verändert, die Anspannung ist noch zwischen uns. Die Unsicherheit, welchen Weg wir nun gehen werden. Für heute ist es genug. Ich nehme dich in den Arm und fühle dich an mir, ein vertrauter Moment der Nähe. Es war nur ein Atemzug und doch hat er eine Flut an Erinnerungen hervorgebracht. Wie erschrocken lassen wir uns los. Zu nah, zu vertraut, zu sehr wir. Ich lasse dich los und lasse dich gehen. Ich gehe und dieses Mal drehe ich mich nicht um. Keine Sehnsucht hält mich in dem Moment, denn heute werden wir keine Entscheidung treffen. Wer weiß, vielleicht sehen wir uns nicht wieder. Und nein, dieser Abschied tut nicht mehr weh, denn ich erwartet nun wirklich nicht mehr, dass wir uns wiedersehen.